Welcome aboard the apocalyptic rider
exhibition:
21. Mai – 20. Juni 2021
Kunstraum Potsdam
c/o Waschhaus Potsdam
Welcome aboard the apocalyptic rider
„Ich bezeichne mich selbst als Zeichnerin, die Performances macht“, sagt die Künstlerin Lou Hoyer über ihre Arbeit. Ihre großformatigen Zeichnungen entstehen oft parallel zu performativen Singspielen oder szenischen Texten – Wort und Bild bedingen und ergänzen sich gegenseitig.
In ihrer Ausstellung im Kunstraum Potsdam wird Lou Hoyers neuestes Stück, die Oper Der gerechte Winkel in Teilen uraufgeführt und zusammen mit einer Serie von neuen Zeichnungen präsentiert. Hauptfigur und Inspiration für das Stück war die Surrealistin Unica Zürn, deren Todestag sich im vergangenen Jahr zum 50. Mal jährte. Wie Hoyer bewegte sich Unica Zürn zwischen den Gattungen Zeichnungen und Text; bekannt wurde sie für ihre Anagramm-Gedichte, eine sehr strenge und gleichzeitig spielerische Form der Poesie. Hoyer überträgt das Anagramm-Prinzip, das Sezieren von Versen in ihre einzelnen Buchstaben, aus denen neue Verse gebildet werden, in ein musikalisches Gefüge, indem sie jedem Buchstaben einen bestimmten Ton zuordnet. Die Handlung der Oper und der Zeichnungen beginnt in einem Flugzeug und spielt dann in einer Klinik, in der Unica in Hypnose versetzt und behandelt wird, da „die Herzen in ihren Augen erloschen sind“, wie es im Libretto heißt. Mithilfe einer Operation soll sie wieder „in die Welt passen“.
Die Tuschezeichnungen, auf denen diese Szenen festgehalten sind, durchzieht eine düstere, surreale Stimmung. Aus den dunklen Ton in Ton gehaltenen Bildräumen treten die Figuren nur durch leuchtende Konturen oder Bildflächen hervor, die wie im Schwarzlicht zu reflektieren scheinen. Körperpartien, Operationswerkzeuge, Faltenwürfe und Räume gehen ineinander über und verwachsen miteinander.
Hier verbinden sich verschiedene bildnerische Themen, die Lou Hoyer stets interessieren: Den Ausgangspunkt für ihre Zeichnungen ist immer der menschliche Körper, „das In-der- Welt-Sein als physischer Körper, bei dem die Haut die Reibungsfläche mit der Welt bildet“, wie die Künstlerin es beschreibt, und der Bühnenraum als Ort, an dem alles möglich ist. Ihre Perspektive ist immer die einer Frau, die selbstbestimmt und stark über ihren Körper verfügt, in vollem Bewusstsein ihrer Schönheit und Kraft, ohne Scham oder Zurückhaltung. Die explizite Auseinandersetzung mit Sexualität ist bei Lou Hoyer eine universelle Auseinandersetzung mit Körperlichkeit an sich, mit normativen Vorstellungen von Körper und Geschlecht und mit der Deutungshoheit über Darstellungen von nackten Körpern und Schönheitsidealen, sei es in Pornografie, Werbung oder Kuns
Ein wiederkehrendes Motiv ihrer Zeichnungen, aber auch ihrer Performances ist der Vorhang, der gleichzeitig gliedern, aber auch verhüllen, den Blick preisgeben, aber auch verweigern kann. In ihrer Arbeit Press Play, einem immerfort wachsenden Fries, der bis dato 23 Meter lang ist und im Kunstraum Potsdam in Gänze gezeigt wird, rahmt und akzentuiert der weiße Vorhang die einzelnen Szenen, während er andere teilweise verbirgt, sodass die Handlungen hinter ihm nur zu erahnen sind. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, die Szene lässt sich von einer Seite zur anderen abschreiten, aber auch als Ganzes erfassen, und bildet dadurch eine eigene, non-lineare Zeitlichkeit, in der die Betrachtung von Körperlichkeit und die zeichnerische Umsetzung von physischen Berührungen das Leitmotiv bilden.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Leonie Pfennig.
Welcome aboard the apocalyptic rider
exhibition:
21. Mai – 20. Juni 2021
Kunstraum Potsdam
c/o Waschhaus Potsdam
Welcome aboard the apocalyptic rider
„Ich bezeichne mich selbst als Zeichnerin, die Performances macht“, sagt die Künstlerin Lou Hoyer über ihre Arbeit. Ihre großformatigen Zeichnungen entstehen oft parallel zu performativen Singspielen oder szenischen Texten – Wort und Bild bedingen und ergänzen sich gegenseitig.
In ihrer Ausstellung im Kunstraum Potsdam wird Lou Hoyers neuestes Stück, die Oper Der gerechte Winkel in Teilen uraufgeführt und zusammen mit einer Serie von neuen Zeichnungen präsentiert. Hauptfigur und Inspiration für das Stück war die Surrealistin Unica Zürn, deren Todestag sich im vergangenen Jahr zum 50. Mal jährte. Wie Hoyer bewegte sich Unica Zürn zwischen den Gattungen Zeichnungen und Text; bekannt wurde sie für ihre Anagramm-Gedichte, eine sehr strenge und gleichzeitig spielerische Form der Poesie. Hoyer überträgt das Anagramm-Prinzip, das Sezieren von Versen in ihre einzelnen Buchstaben, aus denen neue Verse gebildet werden, in ein musikalisches Gefüge, indem sie jedem Buchstaben einen bestimmten Ton zuordnet. Die Handlung der Oper und der Zeichnungen beginnt in einem Flugzeug und spielt dann in einer Klinik, in der Unica in Hypnose versetzt und behandelt wird, da „die Herzen in ihren Augen erloschen sind“, wie es im Libretto heißt. Mithilfe einer Operation soll sie wieder „in die Welt passen“.
Die Tuschezeichnungen, auf denen diese Szenen festgehalten sind, durchzieht eine düstere, surreale Stimmung. Aus den dunklen Ton in Ton gehaltenen Bildräumen treten die Figuren nur durch leuchtende Konturen oder Bildflächen hervor, die wie im Schwarzlicht zu reflektieren scheinen. Körperpartien, Operationswerkzeuge, Faltenwürfe und Räume gehen ineinander über und verwachsen miteinander.
Hier verbinden sich verschiedene bildnerische Themen, die Lou Hoyer stets interessieren: Den Ausgangspunkt für ihre Zeichnungen ist immer der menschliche Körper, „das In-der- Welt-Sein als physischer Körper, bei dem die Haut die Reibungsfläche mit der Welt bildet“, wie die Künstlerin es beschreibt, und der Bühnenraum als Ort, an dem alles möglich ist. Ihre Perspektive ist immer die einer Frau, die selbstbestimmt und stark über ihren Körper verfügt, in vollem Bewusstsein ihrer Schönheit und Kraft, ohne Scham oder Zurückhaltung. Die explizite Auseinandersetzung mit Sexualität ist bei Lou Hoyer eine universelle Auseinandersetzung mit Körperlichkeit an sich, mit normativen Vorstellungen von Körper und Geschlecht und mit der Deutungshoheit über Darstellungen von nackten Körpern und Schönheitsidealen, sei es in Pornografie, Werbung oder Kuns
Ein wiederkehrendes Motiv ihrer Zeichnungen, aber auch ihrer Performances ist der Vorhang, der gleichzeitig gliedern, aber auch verhüllen, den Blick preisgeben, aber auch verweigern kann. In ihrer Arbeit Press Play, einem immerfort wachsenden Fries, der bis dato 23 Meter lang ist und im Kunstraum Potsdam in Gänze gezeigt wird, rahmt und akzentuiert der weiße Vorhang die einzelnen Szenen, während er andere teilweise verbirgt, sodass die Handlungen hinter ihm nur zu erahnen sind. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, die Szene lässt sich von einer Seite zur anderen abschreiten, aber auch als Ganzes erfassen, und bildet dadurch eine eigene, non-lineare Zeitlichkeit, in der die Betrachtung von Körperlichkeit und die zeichnerische Umsetzung von physischen Berührungen das Leitmotiv bilden.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Leonie Pfennig.